Eine Babykatze liegt auf einer Decke und schaut in die Kamera

Qualzucht bei Katzen

Der Begriff der Qualzucht wird aktuell vor allem im Zusammenhang mit bestimmten Hunderassen verwendet. Weniger bekannt ist, dass diese Problematik auch bei anderen Tieren, z.B. bei Katzen, eine große Rolle spielt.

Als Qualzucht wird die Zucht einer bestimmten Rasse bezeichnet, bei der auf optische Merkmale selektiert wird, die bei den betroffenen Tieren zu Schmerzen, Leiden oder Schäden führen. Hierbei kann es sich um Körperteile handeln, die zum Teil oder komplett „weggezüchtet“ wurden, wie z.B. das Haarkleid bei Nacktkatzen, der Schwanz bei Manx-Katzen oder die Nase bei Perserkatzen. Aber auch andere Merkmale, wie z.B. nach vorne hängende Faltohren, die gleichzeitig mit schweren Gelenksproblemen verbunden sind, oder auch verkürzte Gliedmaßen können dazu führen, dass die betroffenen Katzen nicht artgerecht oder nur unter ständigen Schmerzen leben können.

Nicht immer ist für den Laien zu erkennen, dass die Züchtung solcher Katzen für die Tiere mit Leiden verbunden ist. Außerdem verursachen solche angezüchteten Krankheiten häufig auch hohe Kosten und können im schlimmsten Fall dazu führen, dass die Katzen eingeschläfert werden müssen.

Diese Faltohr-Katzen gehen auf eine krankhafte Mutation zurück, die ursprünglich bei British Shorthair Katzen auftrat und dann weitergezüchtet wurde. Viele Menschen halten die nach vorne gekippten Ohren für goldig. Tatsächlich kann eine Katze damit aber nicht so gut hören wie mit normalen Ohren. Außerdem dienen die Ohren der Verständigung mit anderen Katzen und die verformten Ohren können zu „Missverständnissen“ führen.

Viel schlimmer ist allerdings, dass die Knorpelveränderung, die die gekippten Ohren verursacht, auch alle Gelenke im Körper betrifft (OCD). Viele Scottish Fold Katzen, auch Kreuzungen, leiden daher schon in sehr jungen Jahren an schmerzhaften Gelenksentzündungen. Diese können zu Lahmheiten und Bewegungseinschränkungen führen. Mit kostenintensiven Behandlungen und Operationen kann versucht werden, den erkrankten Katzen das Leben etwas zu erleichtern. Bei manchen Katzen verläuft das Krankheitsbild so schwer, dass sie eingeschläfert werden müssen. Da alle Scottish Fold Katzen diese Mutation tragen, kann man nie sagen, welche Katze wie schwer erkrankt. Daher sollte man keine Katzen dieser Rasse kaufen.

Hier sagt es schon der Name: Diese Katzen haben keine oder kaum Haare. Ihnen fehlt damit aber nicht nur die Schutzfunktion, die das Fell beispielsweise vor Witterungseinflüssen wie Kälte oder Sonneneinstrahlung oder aber vor Verletzungen bietet, sie haben auch keine Tasthaare (Vibrissen). Tasthaare sind jedoch wichtige Sinnesorgane, die bei gesunden Katzen an Maul, Augen und Beinen vorhanden sind. Ohne diese sind Katzen in ihrer Wahrnehmungsfähigkeit stark eingeschränkt.

Eine Sonderform von Katzenrassen mit verändertem Haarkleid stellen die verschiedenen Rex-Katzen dar (z.B. Devon-Rex). Bei ihnen sind neben den Fellhaaren auch die Tasthaare geknickt, verdreht, gebogen oder gekräuselt und damit ebenfalls unbrauchbar.

Wer eine gesunde Katze möchte, die ihr Katzenleben genießen soll, schafft sich keine Nackt- oder Rexkatze an.

Der Schwanz hat für Katzen mehrere wichtige Funktionen: Zum einen hält die Katze damit beim Laufen, Springen und Klettern die Balance, zum anderen nutzt sie ihn für die Kommunikation. Katzen ohne oder mit Stummelschwanz haben also hier bereits wesentliche Einschränkungen. Hinzu kommt jedoch, dass die Züchtung auf verkürzte bzw. fehlende Schwänze bei den verschiedenen Rassen zusätzliche Missbildungen und Probleme verursacht: Offene Wirbelsäule (Spina bifida) oder Gehirnmissbildungen, manche betroffene Katzen leiden unter Stuhl- und Harninkontinenz, Darmvorfall oder Lähmungen.

Auch solche Katzen sind für verantwortungsvolle Katzenhalter nicht geeignet.

Die Liste von Katzenrassen, bei denen die „erwünschten“ Rassemerkmale zu Leiden bei den Katzen führen, ließe sich leider noch länger fortsetzen.

Daher sollte jeder, der sich mit dem Gedanken trägt, eine Rassekatze anzuschaffen, sich vorher genau informieren. Ideale Ansprechpartner hierfür sind Tierärztinnen und Tierärzte, die sich auf die Behandlung von Kleintieren, insbesondere Katzen spezialisiert haben.

Perserkatzen gehören zu den Langhaarkatzen. Leider hat sich die Zucht in den letzten Jahren immer mehr ins Extreme entwickelt. Den Katzen wurde ein immer kürzerer Kopf angezüchtet (Brachyzephalie). Das führte dazu, dass viele Perserkatzen ein eingedrückt erscheinendes Gesicht haben, die Nase ist kaum noch vorhanden und nach oben verschoben und der Unterkiefer steht vor. Die betroffenen Katzen leiden ihr Leben lang unter Atemnot. Viele Perserkatzen hört man, bevor man sie sieht. Sie röcheln und schniefen permanent, weil sie keine Luft bekommen. Auch Zahnprobleme treten häufig auf, in den verformten Kiefern haben die Zähne einfach nicht genügend Raum. Die dauerhaft entzündeten Augen sind gut am dunkel verfärbten und verklebten Fell unterhalb der Augen erkennbar. Die unnatürliche Kopfform führt außerdem häufig zu Geburtsproblemen und die Welpen müssen per Kaiserschnitt geholt werden.

All das muss jedoch nicht sein. Wer eine gesunde Katze mit Lebensqualität haben möchte, entscheidet sich für eine Perserkatze mit normalem Gesicht und normaler Nase, wie sie verantwortungsbewusste Züchterinnen und Züchter durchaus anbieten.

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