Braune Erde

Bodenschutz

Boden ist wie Luft, Wasser oder Licht eine natürliche und unentbehrliche Lebensgrundlage für Pflanzen, Tiere und Menschen. Nur auf intakten Böden kann die Landwirtschaft dauerhaft gesunde Nahrungsmittel produzieren. Sauberes Grundwasser kann nur garantiert werden, wenn unsere Böden unversehrt bleiben. Der Boden ist kaum erneuerbar und steht damit als Ressource nur begrenzt zur Verfügung.

Böden beherbergen eine Vielzahl von Lebewesen, wie Bakterien, Pilze, Algen und winzige Insekten. Bisher ist nur 1 Prozent der bodenbewohnenden Arten bekannt, aber man geht davon aus, dass im Boden über ein Viertel aller auf der Erde lebenden Arten beheimatet ist. Aufgrund ihrer Filter- und Puffereigenschaften haben Böden eine große Bedeutung insbesondere für den Schutz des Grundwassers. Böden sind wichtige Kohlenstoffspeicher und stehen mit der Atmosphäre im Austausch verschiedener klimarelevanter Gase. Mit dem Aufbau und der Zersetzung organischer Substanz haben Böden maßgeblichen Anteil am Klimageschehen. Böden bilden mit ihren verschiedenen, sich häufig überlagernden Nutzungsmöglichkeiten als Rohstofflagerstätte, Fläche für Siedlung und Erholung, Standort für Land- und Forstwirtschaft sowie Gewerbe und Infrastruktur eine unentbehrliche Grundlage für die gesellschaftliche Entwicklung.

Gefährdungen

Flächeninanspruchnahme für Baumaßnahmen, Bodenerosion, Schadstoffeinträge sowie Veränderungen des Bodengefüges können Böden und ihre Funktionen zumindest zeit- und gebietsweise schädlich verändern und nachhaltige Nutzungen gefährden. Bodenversiegelungen führen in der Regel zu einem Totalverlust der Bodenfunktionen, der nur mit hohem Aufwand rückgängig gemacht werden kann. Die Sanierung von Böden, die stark mit Schadstoffen belastet sind, ist sehr teuer und oft langwierig. Die Bodenbildungsrate mit circa 0,1 Millimeter pro Jahr ist sehr gering. Verlorene Böden sind praktisch nicht erneuerbar. Böden werden auf vielfältige Weise beeinflusst und beeinträchtigt – sie benötigen daher unseren Schutz.

Schutz

Reduzierung der Flächeninanspruchnahme

Wo es zu Bebauung und Versiegelung von Flächen kommt, verlieren die betroffenen Böden ihre natürlichen Funktionen in der Regel gänzlich, so dass sie ihre Rolle im Naturhaushalt nicht mehr erfüllen. Der sparsame Umgang mit Flächen ist daher auch für den Schutz der Böden von besonderer Wichtigkeit. Die Fläche Hessens beträgt rund 21.000 km². Davon wurden im Jahr 2018 täglich rund 2,82 ha für Siedlungs- und Verkehrsflächen neu in Anspruch genommen. Deshalb enthällt der Landesentwicklungsplan für Hessen den Grundsatz, dass bis zum Jahr 2020 entsprechend der hessischen Nachhaltigkeitsstrategie die Flächeninanspruchnahme für Siedlungs- und Verkehrsflächen landesweit auf 2,5 ha pro Tag reduziert wird. Hierzu enthält der Plan eine Reihe von Vorgaben, die teilweise auf regionaler oder kommunaler Ebene umzusetzen sind. So ist beispielsweise im Rahmen der Regionalplanung für jede Gemeinde der voraussichtliche maximale Wohnsiedlungsflächenbedarf zu ermitteln, wobei je nach Strukturraum und Region bestimmte Mindestdichtewerte (Wohneinheiten je ha) zugrunde gelegt werden sollen. Aktuelle Informationen zum Stand der Landes- und Regionalplanung stehen im LandesportalÖffnet sich in einem neuen Fenster zur Verfügung.

Bodenschutz in der Bauleitplanung

Auch auf der Ebene Bauleitplanung soll versucht werden, die Neuinanspruchnahme von Flächen so gering wie möglich zu halten. Bei Versiegelung und Bebauung sollten die Flächen freigehalten werden, deren Böden die Bodenfunktionen in besonderem Maß erfüllen. Grundlage hierfür sind Informationen zur Bewertung der Bodenfunktionen.

Bodenschutz beim Bauen

Bodenschutz bei Baumaßnahmen trägt dazu bei, Bodenverdichtungen, Schadstoffeinträge und andere Beeinträchtigungen der Bodenfunktionen während der Bauphase zu vermeiden. In der Praxis spielt das Auf- und Einbringen von Materialien eine große Rolle. Anforderungen hierzu werden in der Bundes-Bodenschutz- und Altlastenverordnung formuliert. Die Eigentümerin oder der Eigentümer eines Grundstücks und jede und jeder, der Veränderungen der Bodenbeschaffenheit eines Grundstücks herbeiführen kann, muss Vorsorge gegen schädliche Bodenveränderungen treffen.

Bodenschutz beim Bauen bedeutet, während der Bauphase Flächen, die nicht tatsächlich überbaut werden, vor Beeinträchtigungen der Bodenfunktionen, insbesondere durch Verdichtung, zu schützen. Dies gilt für Flächen, die später gärtnerisch genutzt oder anderweitig bepflanzt werden sollen ebenso wie für land- oder forstwirtschaftliche Flächen. Weiterhin sind die Flächen zu schützen, die nur teilversiegelt werden und auf denen die Versickerung von Niederschlägen gewährleistet bleiben soll. Gerade die Versickerungsfähigkeit und das Rückhaltevermögen von Böden gewinnen an Bedeutung bei zunehmenden Starkregenereignissen. Es geht dabei darum, die Funktionen des Bodens insbesondere als Wasserspeicher und Wuchsort für Pflanzen zu erhalten.

Wer Materialien in einer Gesamtmenge je Vorhaben von über 600 m³ auf oder in den Boden einbringt oder einbringen lässt, hat dies vor Beginn der Maßnahme unter Angabe der betroffenen Fläche, der Art und des Zwecks der Maßnahme, des Materials sowie dessen Inhaltsstoffen und Menge der Bodenschutzbehörde anzuzeigen.

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Bodenschutz in der Landwirtschaft

Böden sind unsere Existenzgrundlage. Ihre Bedeutung für die Landwirtschaft und damit auch für unsere Ernährung ist dabei wohl die Augenfälligste: Auf Acker- und Grünlandböden werden Nahrungs- und Futtermittel erzeugt, von denen wir abhängen. Die Böden sind in den verschiedenen Phasen der Bewirtschaftung mehr oder weniger sichtbar und selbst der bodenkundliche Laie kann unterschiedliche Färbungen oder vielleicht sogar Hinweise auf die Durchfeuchtung der Böden erkennen. Auch landwirtschaftlich genutzte Böden bieten Lebensraum für unzählige Bodenorganismen, im besten Fall sogar für gefährdete Arten wie den Feldhamster oder bodennistende Wildbienen. Zudem spielen sie eine bedeutende Rolle im Wasserhaushalt, in verschiedenen Stoffkreisläufen sowie im Klimageschehen.

Landwirtschaftliche Böden sind aufgrund ihrer häufig intensiven Nutzung verschiedenen Gefährdungen ausgesetzt. Hierzu zählt insbesondere die Erosion, also der Abtrag von Bodenmaterial durch (Niederschlags)Wasser. Die Erosion durch Wind ist in Hessen von untergeordneter Bedeutung. Der Verlust an Substanz beeinträchtigt die Leistungsfähigkeit der Böden: Humus- und Nährstoffgehalt, Wasserspeichervermögen und Filterraum werden vermindert. Durch Erosion können Trübstoffe und unerwünschte Nährstoffe in Gewässer eingetragen werden und die Lebensgemeinschaften dort beeinträchtigen. Zudem kann es auf den Flächen, auf denen sich erodierte Böden ablagern, zu Sach- oder Personenschäden kommen.

Wesentliche Datengrundlage ist der vom Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) entwickelte ErosionsatlasÖffnet sich in einem neuen Fenster. Die darüber verfügbaren Daten erlauben eine kleinräumige und detaillierte Bewertung der Erosionsneigung landwirtschaftlicher Flächen.

Bodeninformationen

Kenntnisse der bodenkundlichen Grundlagen, des Bodenzustandes, der Bodenfunktionen sowie der zeitlichen und gebietsbezogenen Bodenveränderung sind eine unerlässliche Grundlage für den vorsorgenden Bodenschutz. Für gezielte vorbeugende Maßnahmen sind darüber hinaus Informationen über die standort- und nutzungsspezifischen Einflüsse auf den Boden erforderlich. Mit dem Fachinformationssystem Boden (FISBO)Öffnet sich in einem neuen Fenster verfügt das Land über ein leistungsstarkes Bodeninformationssystem. Bodendaten stehen für verschiedene Maßstabsebenen und unterschiedliche Fragestellungen zur Verfügung. Sie können über den hessischen BodenViewerÖffnet sich in einem neuen Fenster als interaktive Kartenanwendung im Internet genutzt werden. Besondere Bedeutung kommt dabei der BodenfunktionsbewertungÖffnet sich in einem neuen Fenster als Grundlage für die Betrachtung des Schutzguts Boden bei der Umweltprüfung von Plänen, Programmen und Vorhaben zu.

Ein weiteres wichtiges Instrument des vorsorgenden Bodenschutzes ist die Boden-DauerbeobachtungÖffnet sich in einem neuen Fenster. Um das Eintreten von Schäden zu vermeiden, müssen Bodenveränderungen langfristig überwacht werden. Seit 1991 wurden hierzu in Hessen Boden-Dauerbeobachtungsflächen eingerichtet, die periodisch hinsichtlich ihrer Bodenveränderungen untersucht werden.

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